Bijan Djir-Sarai

Plenarrede: 80. Jahrestag des Überfalls Deutschlands auf die Sowjetunion

Bijan Djir-Sarai im Plenum des deutschen Bundestages

Am 22. Juni 1941 trat der Zweite Weltkrieg, mit dem Überfall auf die Sowjetunion, in eine neue Phase ein. Der uneingeschränkte, vom Rassenwahn des Dritten Reiches, befeuerte Vernichtungskrieg im Osten kostete viele Millionen unschuldige Menschen das Leben und verwüstete ganze Landstriche. An Brutalität war dieser Überfall kaum zu überbieten. Zu welch schändlichen Taten Menschen fähig sind - das darf niemals in Vergessenheit geraten. 

Unvergessen bleiben für mich persönlich die historischen Bilder vom Einsatz der Sonderkommandos hinter der Front. Nur durch massive Opfer der Menschen der Sowjetunion gelang es, den Vormarsch der Wehrmacht zu stoppen. 

Wir müssen uns erinnern, welchen Horror und Terror Deutschland über die Welt gebracht hat.

Im Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg kurz nach der Einnahme Berlins durch sowjetische Streitkräfte. Die Spuren dieser Zeit sind diesem Haus und besonders in Berlin erkennbar, wo die Geschichte Narben hinterlassen hat.

Der barbarische Überfall auf die Sowjetunion darf nicht nur ein Kapitel im Schulunterricht sein. Nein, es ist unsere Aufgabe, dass 80 Jahre später, 100 Jahre später oder auch 180 Jahre später jedem Einzelnen in unserer Gesellschaft bewusst ist, welchen Horror und Terror Deutschland über die Welt gebracht hat. Daran müssen wir uns erinnern.

Die historischen Fakten sind für uns heute aber auch mehr als Erinnerung und Geschichte. Sie stellen für uns eine besondereVerantwortung dar, die Deutschlands Rolle in der Weltpolitik definiert. “Nie wieder“ ist mehr als ein Lippenbekenntnis, mehr als ein Narrativ. „Nie wieder” ist die Maxime einespolitischen Handelns.

Das Festhalten an der globalen Friedensordnung hat für Deutschland heute oberste Priorität. Deutschland steht zu seinen Verpflichtungen in internationalen Sicherheitsregimen, engagiert sich im Rahmen der Vereinten Nationen für Frieden, Freiheit und Menschenrechte weltweit. Und spielt schließlich auch eine tragende Rolle im Friedensprojekt Europa. 

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Meine Damen und Herren, es war ein langer Weg hierhin. Dass wir heute in Wohlstand und im Frieden mit unseren Nachbarn leben, ist nach zwei verheerenden Weltkriegen absolut keine Selbstverständlichkeit. 

Dafür müssen wir dankbar sein – und es ist unsere Pflicht und unsere Verantwortung, uns dafür einzusetzen, dass es so bleibt.

Das gilt insbesondere für die deutsch-russischen Beziehungen. Deutschland und Russland sind heute, 80 Jahre nach dem abscheulichen deutschen Angriff auf die Sowjetunion, wirtschaftlich und kulturell eng verbunden, obwohl große Probleme existieren. 

Diese Beziehungen basieren auf einer langen und komplexengemeinsamen Geschichte. Dass diese Geschichte friedlich, freundschaftlich und auf Augenhöhe fortgesetzt wird, ist heute wichtiger denn je.